11/03/2014 14:21 Besonders vor Ostern …
neigen wir zur persönlichen inneren Einkehr, manche mit Buße, andere mit Abgewöhnung überflüssiger Gewohnheiten. Gegen eine solche persönliche Haltung ist eigentlich nichts zu sagen. Die Eigenheit dieser heiligen 40 Tage schließt jedoch die gemeinsame Haltung der Gemeinde nicht aus. Im Gegenteil – besonders zu dieser Zeit suchen wir Gemeinschaft! Zum Fasten und Gebet treibt uns ja wesentlich die leibliche Trennung von unserem Haupt an, welchen die Himmel immer noch verborgen halten. Nichts hält uns zusammen, als unser HErr Jesus, und durch unsere Gemeinschaft mit Christo ergibt es Sinn, Kirche zu sein.
Diese Haltung ist äußerlich gut wahrnehmbar: unsere Geistlichen am Altar und in den kirchlichen Räumen verzichten auf die farbigen Grundgewänder. So sind die Laienhelfer und Unterdiakone kaum zu unterscheiden von den Priestern und anderen höheren Dienern. Auch alle Loblieder sind reduziert auf den kleinen Lobpreis der täglichen Gottesdienste. Dem entsprechen alle übrigen Vorschriften für die Quadragesimä – vom Wesentlichen soll uns nichts, aber auch gar nichts ablenken. Nur fragen sich manche, was ist denn zu dieser Jahreszeit außer dem Persönlichen so wesentlich?
Zunächst sollen wir uns zu Herzen nehmen, dass sich nicht alle gleicherweise in Fasten und Buße zu üben haben. Darum gilt, sich mit den Fastenden und Büßenden zu solidarisieren. Wenn wir auf unsere Nächsten Rücksicht nehmen, bereichern wir unser geistliches Leben mit der Rücksichtnahme Gottes – denn so, wie wir mit den anderen Menschen umgehen, will unser himmlischer Vater uns begegnen. Als Menschen gehören wir nicht nur geistlich der natürlichen Familie an, sondern auch leiblich. Damit drücken wir unseren Glauben aus, dass allem Sein Gott das Licht gab, den Odem des Lebens. So Gott zu ehren, entspricht zwar dem Anstand und guter Sitte, aber in der Fastenzeit werden wir durch das bewusste Handeln vor dem göttlichen Antlitz zusätzlich als Verbündete mit dem Erlöser offenbart, welcher am Kreuz als das Lamm die Sünden der Welt hinweg nahm.
Wir kennen nur 2 Fastentage im Kirchenjahr: Karfreitag und den Samstag vor Pfingsten. Am Karfreitag gedenken wir des Todes unseres Hauptes und am Samstag vor Pfingsten fasten wir zur Buße für alle Verfehlungen, mit welchen wir den Heiligen Geist betrübt und am Heilswerk behindert haben. Außerhalb der Feste, der Festoktaven und der Osterzeit (vom Auferstehungstag bis zum Himmelfahrtfest unseres HErrn) gelten als wöchentliche Tage der Enthaltsamkeit Mittwoch und Freitag, an welchen wir unsere Erstlingsweihe erneuern. In den Quatembern und der Fastenzeit sollten wir uns mittwochs und freitags zusätzlich von Fleischspeisen enthalten. Obwohl uns alles an diesen Tagen erlaubt ist, so mag es nicht unbedingt nützlich sein. Wenn einige in unserer kirchlichen Familie sich in Buße üben und fasten, wird durch unser Mitfasten jener Segen, welcher den Büßern zuteil wird, auch uns bereichern. Als das Haus oder die Kirche Gottes kennen wir ja nur die eine Haushaltung der Gnade, welche uns durch den Leib Christi erreicht – an demselben Leib schwächt ein einziges Glied alle gesunden Glieder. Wenn wir für andere fasten, so wirkt diese Fastenübung für alle Glieder heilend. Damit bezeugen wir vor Gottes Antlitz, seine Gemeinde zu sein, die eine und heilige Kirche.
Unsere vorösterliche Fastenzeit entspricht immer dem Ansatz des kalendarischen Frühlings. Die ganze Natur erwacht vom Winter und die Säfte des Lebens lassen jedes lebende Wesen aufwachen, Bäume und die Tiere ebenso, wie die Menschen. Selbst der Erdboden lockert sich und lässt die Samen aufsprießen, wie auch uns die Überwindung des Todes erbaut. Gott handelt an allen, auch an jenen, die nur in ihm leben. Wir glauben fest daran, dass unsere Entschlafenen im Mund Christi, der in die Himmel aufgestiegen ist, ebenso verborgen sind, wie in der Natur der Nachwuchs im Maul des Mutterfisches. Auch hoffen wir zuversichtlich, dass sie mit ihm kommen werden, damit wir mit ihnen und mit dem Lamm das Hochzeitsmahl genießen und feiern. Deshalb begeben wir uns nicht nur häufiger zum Gebet, sondern auch zur eucharistischen Feier. Die besondere Eigenheit der Hl. Eucharistie ist es, dass wir nur in ihr die Vollendung kosten können, das Sakrament aller Vollendeten. Die Eucharistie fasst alle Gebete zusammen, welche zuvor je Gebetet worden sind, mit all jenen, die gegenwärtig ausgesprochen oder unausgesprochen sich an Gott richten. Ein Abbild des Opfers im eucharistischen Brotbrechen ist das Teilen. Wenn wir nicht vom Überfluss, sondern von unserem Mund etwas nehmen, um es mit anderen zu teilen, verleihen wir unserem christlichen Glauben auch diesen besonderen Ausdruck. Was wir auch den geistlich Toten reichen, mag für unsere Entschlafenen keinen Vorteil bedeuten – aber es drückt aus, dass wir Gott als den Erhalter allen Lebens betrachten und so grenzenlos lieben, wie uns selbst.
Und schließlich wird uns die Passionszeit und die Karwoche, oder die Zeit, zu welcher wir der Leiden Christi gedenken, nicht überraschen. Was wir an selbstauferlegter Übung gekostet haben, wird unseren Sinn für die Hingabe Jesu schärfen, und unser Osterfest wird als Abschluss die Krönung sein, wo wir mit Freude die guten Erfahrungen und Vorsätze festlich Gott widmen und uns ihm anempfehlen, zu seinem Ruhm und zu unserem Wohlergehen.
felix
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