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13/02/2014 13:06

Vorfastenzeit und ihre Tücken

Durch die HErrentage der siebzig, sechzig und fünfzig „Tage“ der Vorfastenzeit, welche die lateinischen Namen Septuagismä, Sexagesimä und Quinquagesimä tragen, – von welchen vor allem der letzte ein echter „Zungenbrecher“ ist – werden wir erst auf die Umkehr und Bekehrung der sog. Fastenzeit vorbereitet, auf die vierzig Tage (Quadragesimä) der Buße vor Ostern. In Demut zu leben, und sanftmütig Jesus nach der Weise seines Herzens nachzufolgen, bedeutet doch etwas Unabgeschlossenes in der „Metanoia“, wie die Umkehr in der griechischen Sprache der Bibel auch außerhalb der Bußzeit genannt wird.

In der primären Ursprache der Bibel ist der Begriff, welchen die Siebzig der sog. Bibelübersetzung „Septuaginta“ als Metanoia wiedergaben, den deutschsprachigen Ohren etwas näher – er wird mit drei Buchstaben geschrieben: mit schin für sch, mit waw für u und mit beth für b, oder zusammengesetzt „Schub“. Es ist wirklich so, dass wir in der Umkehr anders als in üblicher Demut und Sanftmut Gott näher „geschoben“ werden, aber selten allein. Einerseits ziehen wir in der Bußübung jene näher zum himmlischen Vater, welchen wir selber geschadet oder Böses getan haben, anderseits auch solche, die uns betrübt haben.

In der Vorfastenzeit werden wir an die anderen erinnert, welche uns Kummer, Schaden oder sonst wie Schlimmes zugefügt und angetan haben. Solche Verletzungen sind manchmal so schrecklich und tief, dass weder dem Verletzten noch dem Verletzer gedient ist, alles „unter den Tisch“ fallen zu lassen. Nur weil der Heiland in Blut und Schande seinen Peinigern verzieh, dürfen wir uns nicht so benehmen, als wären wir er, die Erlöser unserer Umwelt. Wo wir vergeben und verzeihen können, sind wir dazu als Christen verpflichtet, und wenn möglich, so sind wir angeleitet, zu vergessen. Ein Wesensmerkmal unseres HErrn ist seine Gerechtigkeit. Derselben dienen wir nur, wenn auch unsere Peiniger sich ändern, ob durch unser Mahnwort oder durch die Stille eines innigen Gebets zu Gott und durch die beständige Fürbitte. Nur so wird unsere Umkehr heilig und auf unserem Glaubensweg der Vollendung nützlich, da wir einen Beitrag zur Neuschöpfung leisten, nämlich in einem geringen Ausmaß auch das Erdantlitz nicht nur geistlich erneuern.

Die Vorfastenzeit kennzeichnet vor allem die Bewegung unserer Herzen, angeleitet durch einen Neuanfang in der Lesung und Betrachtung der Hl. Schrift. Indem wir die Bibel wie jedes Jahr mit dem ersten Vers des ersten Kapitels erneut zu lesen beginnen, werden wir auf die österlichen Feiertage so richtig zugerüstet, auf das Pessach und das Mahl des Auszugs des Gottesvolkes aus Unfreiheit in das Land der Verheißung. Denn die Hebräer in Ägypten wurden nicht von Gott versklavt, sondern von ihren Mitmenschen. Wenn wir die Entstehung beider göttlichen Bündnisse nun rein praktisch bei Leibe erfahren, wird für uns der Exodus der Fastenzeit so befreiend sein, wie der Anblick Gottes für die Israeliten in der Wüste, damit wir das Osterlob in herrlicher Freude wahrnehmen, verständlich und klar.

Auch wenn die Tagesnamen von 70, 60 und 50 manche irritieren mögen, – so sind die zahlenmäßig fehlenden Tage vor Ostern keine „Zeitverkürzung“. Die Auferstehung Jesu feiern wir in der Festoktave acht Tage lang. Diese Weihewoche des Tragens der weißen Kleider, wie die österliche Oktave bis zum darauffolgenden HErrentag, dem Weißen Sonntag, genannt wird, schließen wir bewusst in die Vorfastenzeit mit ein. Es sind 9 Tage, wie eine Novene, die zwar augenscheinlich fehlen, und doch darin enthalten sind, dass wir vom Alltag zum nachfestlichen Alltag bewegt werden, und im Ratschluss Gottes der Vollendung näher kommen, nicht nur im Glauben, sondern auch in unserem Leben.

felix