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10/01/2014 09:05

Epistel – auf „liturgisch“

Das griechische Wort „Epistolí“ stammt aus den neutestamentlichen Apostelschriften (1. Kor 5,9; 2. Kor. 7,8; Kol. 4, 16 u.s.w.) und bedeutet auf deutsch schlicht und einfach – „Brief“. Die Epistel ist folglich eine eigene Gattung der biblischen Texte, zu welcher alle Apostelbriefe oder apostolische Schreiben gezählt werden. Dazu gehören jedoch 2 apostolische neutestamentliche Texte nicht – ausgenommen sind: die Apostelgeschichte des Evangelisten Lukas und das apostolische Buch der geheimen Offenbarung von St. Johannes.

Sehr verbreitet sind auch weitere apostolische Schreiben – die Festschreiben der Vorsteher der Ortskirchen, der Bischöfe. Diese Briefe ersetzen in der Regel die Homilie oder die Predigt im Gottesdienst, oder werden, seitdem man den Buchdruck kennt, in schriftlicher Form weitergegeben, sei es als eigene Ausgaben, oder in den kirchlichen Zeitschriften. In der Regel dienen sie den Priestern und Gläubigen zur Erbauung und als Glaubenskatechese. Der Bischof ist dabei an keine Regel gebunden – er schreibt seine Epistel nach eigener Vorstellung, sowohl was den Inhalt als auch die Form angeht.

Auf „liturgisch“ heißt die Epistel etwas anderes. Zunächst einmal handelt es sich um die biblische Lesung des Wortgottesdienstes, auch in der Feier der Eucharistie. Abgesehen von wenigen Ausnahmen, gab es traditionell in den Wortgottesdiensten und in den eucharistischen Feiern nur eine Lesung aus den heiligen Schriften der Bibel, was in den katholisch-apostolischen Gemeinden so weitergepflegt wird. Einige Abteilungen der Kirche im Westen haben der Epistel noch eine alttestamentliche Lesung vorangestellt. Ich gebe zu bedenken, dass wir an den HErrentagen eine alttestamentliche Lesung vor dem HErrn im Vordienst pflegen, wenn wir uns für die hohe Feier der Allerheiligsten Eucharistie vorbereiten.

Als „Epistel“ werden ohne besondere Ankündigung die Briefe der 5 Apostel verlesen, von Paulus, Jakobus, Petrus, Johannes und Judas Thaddäus, auch der Brief an die Hebräer. Solche Vorlesungen aus den Apostelbriefen machen nahezu 90% der an dieser Stelle verwendeten Lesungen aus. Wir verwenden auch weitere biblische Texte als Lesung im Wortgottesdienst, die auch so angekündigt werden – „Lesung statt der Epistel aus ...“. Dazu zählen alle Texte der biblischen Bücher, ausgenommen die 4 kanonischen Evangelien. Die Evangelien werden nämlich nicht gelesen, sondern verkündigt. Während man bei der biblischen Perikope, wie diese liturgische Vorlesung fachlich genannt wird, sitzt, begegnen wir in der Verkündigung des Evangeliums dem HErrn Jesus Christus, der uns an dieser gottesdienstlichen Stelle in der evangelischen Perikope seine Gegenwart im Wort schenkt – und deshalb stehen wir.

Die biblische Perikope im Wortgottesdienst wird stets zur Gemeinde, westwärts gelesen, im Unterschied zu den Lesungen vor dem HErrn, welche in den Diensten der beständigen Anbetung ostwärts stattfinden.

Nach der Epistel erheben wir uns, um dem HErrn zu begegnen. Dazu singen wir das Lied nach der Epistel (Graduale oder Epistellied). Beides, sowohl die Epistel als auch das Epistellied bereiten uns auf das Wort des Höchsten vor, auf das Kommen des Sohnes Gottes, welcher im Aussprechen der Worte des Evangeliums durch eine verordnete (ordinierte) Person in der Kraft des Heiligen Geistes uns heimsucht und für das Himmelreich zurüstet.

Erst in dieser Ausrüstung, wagen wir zu beten und das Sakrament des Neuen Bundes zu feiern.

felix