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24/08/2013 11:50

Von Mutterleib an berufen

Jemand fragte mich in einem Gespräch, wie das ein Mensch von sich aussagen kann: Ich bin berufen von Mutterleib an. Eine solche Berufung soll ja nach katholisch-apostolischer Lehre einer Apostelbezeichnung bzw. der Annahme einer solchen Bezeichnung zugrunde liegen.

Nun, es mag verschiedene persönliche Antworten auf diese Frage geben. Sehen wir aber zunächst, was grundsätzlich hinter dieser Sache steckt, dann wird es uns auch leichter fallen, eine persönliche Apostel-Berufung zu verstehen.

Die Sache stellt sich etwas anders dar, als ich und andere vor 25 Jahren vielleicht noch dachten. Es geht bei dieser Berufung nicht nur um die leibliche Mutter, sondern auch um die Mutter Kirche, um den Leib Christi, und um die Sendung, welche die Kirche hat. Wir bekennen: Ich glaube an die eine, heilige katholische und apostolische Kirche. 'Apostolisch' heisst die Kirche, weil sie eine 'Sendung' hat, eine Aufgabe in dieser Welt. Eine Apostelbezeichnung müssen wir zunächst von daher verstehen.

Die Kirche hat die Aufgabe, sich in alle Wahrheit (was Gott und den Menschen betrifft) leiten zu lassen und diese Wahrheit zu bezeugen. Und sie soll durch diese Wahrheit Freiheit und ein gottseliges Wesen finden, ein neues Menschentum. Die Aufgabe ist gross, und die Geschichte und die Spaltungen der Kirche zeigen: Etliches ist schief gelaufen. Insbesondere die, welche aus der römisch-katholischen Kirchenabteilung kommen, leiden unter verkehrten Kirchenregeln – oft ohne zu erkennen, was wirklich falsch gelaufen ist. Sohn der Kirche zu sein und eine Apostelbezeichnung anzunehmen, das beinhaltet, Licht in die Sache der Kirche zu bringen, diese vorwärts zu bringen. Wer, wenn er nicht berufen ist, möchte dies auf sich nehmen? Kirchenkritiker gibt es viele. Aber wo lediglich kritisiert wird, fehlt etwas.

Allgemeines und Persönliches, das hängt zusammen. Es ist deshalb nicht falsch, bei erwähnter Berufung auch an die leibliche Mutter zu denken, denn unsere Mütter sind und waren von dieser Mutter Kirche geprägt, im Guten und im Bösen. Im Guten, sofern diese Kirche eine göttliche Stiftung und eine Wohnung des Heiligen Geistes ist. Im Bösen, sofern diese Kirche in mancherlei Hinsicht dem Geist widerstrebt hat und immer noch von 'alten' und sündhaften Gewohnheiten und Denkweisen geprägt und befangen ist, von Dingen, die man dem gefallenen Menschen zurechnen muss und nicht Christus.

Apostel sein heisst auch: Dem Leben und Leiden dieser Mütter einen Sinn und eine Erlösung schaffen. Drewermann und andere haben darüber aus psychologischer Sicht viel Hilfreiches geschrieben.

Wir haben durch Gottes Führungen in Gossliwil zu einem Apostelkollegium zusammengefunden. Wir sind Söhne der Kirche, was auch die Albury-Apostel von sich gesagt haben. Viele Söhne der Kirche mögen in sich eine apostolische Berufung und Sendung verspüren, ohne dass sie Teil eines Apostelkollegiums werden. Ob sie auserwählt sind, das zeigt sich am Ende. Viele sind berufen, auswählt aber wenige. Diese Aussage Jesu will dem Menschen nicht Angst machen, sie will anspornen und ihm eine Richtlinie geben. Wenn jemand Gott dienen will, so muss er sich immer wieder freiwillig dafür entscheiden. Man muss eine wahre Motivation dafür finden.

Eine Apostelberufung kann man durchaus von Kindesbeinen an spüren. Man muss sich aber auch immer wieder klar machen: WAS ist es, was mich auf das Apostel-Gleis brachte? Da muss ich wieder von mir persönlich reden. Als Mensch möchte ich zum einen aus dieser Kirche austreten, weil an ihren Gesetzen etwas Ungerechtes ist und ich sie unerträglich finde. Als Sohn der Kirche möchte ich nicht ohne den überlieferten Glauben leben, ein gottloses Leben finde ich ebenso unerträglich. Als bezeichneter Apostel suche ich nach der erlösenden Wahrheit. Ohne ein Kollegium zur Seite wäre diese Suche allerdings, was meine Person betrifft, mit Sicherheit im Sande verlaufen.

Als Söhne der Kirche waren wir auch Befangene. Das hat unseren Weg so schwer gemacht. Wir haben uns in Fehlannahmen verstrickt. Wir waren das verlorene Schaf, von dem die Bibel spricht. Und wir spürten unsere Verlorenheit. Vielleicht ist das der springende Punkt. Der gute Hirte geht dem Verlorenen nach und bringt es in sein Haus.

Ich sehe meine persönliche Aufgabe darin, verkehrte Auffassungen hinsichtlich unseres seelisch-leiblichen Daseins zu überwinden. Ich habe viele Jahre gebraucht, um gewisse Fehler benennen zu können. Man muss dem Dämonen schlussendlich einen Namen geben, man muss ihn identifizieren, sonst wird man ihn nicht los. Und ich möchte dies nicht nur für mich, sondern auch für andere tun.

Und ganz langsam, so spüre und erlebe ich das, kommt Licht in die Sache, und unsere Aufgabe wird je länger je leichter. Sie wird leichter, trotz einiger Altersbeschwerden, die sich bemerkbar machen. Das ist mir heute die grösste Motivation, bei dem zu bleiben, was einst mit viel Aufregung und Turbulenzen begonnen hat. Die wahre Lehre befolgt man gerne. Bleiben wir deshalb beim Gebet, bis alle Nebel sich gelichtet haben, bis die Wahrheit und das Auferstehungsleben sichtbar werden.

franz