04/11/2012 11:43 Hirten und Lehrer
In der 19. Frage vom Katechismus für die Amtsanwärter – der Glaube der Kirche – wird das 4-fache Amt kurz vorgestellt. Über das Hirtenamt lesen wir „19. Was ist die Aufgabe der Dienste und Ämter der Kirche? Ihre Aufgabe ist es, ... in Vollmacht zu belehren und zur geistlichen und leiblichen Opferbereitschaft anleiten.“
[Ochse, Opfertier als Vorbild des Opfers Christi und als Wiederkäuer (sind Ämter und Dienste der Kirche) die Lehrer und Ernährer des Gottesvolkes.]
Aus den üblichen Unterweisungen blieb bei manchem der Begriff des „Vorkauens“ der Lehre durch den Hirten hängen, so dass die eigentliche Tragweite des Hirtenamtes eher in den Hintergrund tritt. Deshalb schrieb man mir „Grass fressen und Wiederkäuen, das tut der Stier nicht für andere, sondern für sich selbst.“ – und das stimmt. Der Wiederkäuer ernährt sich selbst, wenn er nach der Weide die Nahrung „nach-kaut“. Auf eine solche Weise betrachtet unser Katechismus für die Amtsanwärter das Pastorenamt nicht, sondern auf die altkirchliche Art.
Der Ochse im Antliz der Cherubinen verkündet nach einer sehr alten Auslegung der Kirche den HErrn Jesus als das vollkommene und einmalige Opfer. Seine Hingabe mitsamt der Opferbereitschaft war kein Schicksalszug, dem er sich ergäben hätte. Christus wusste nämlich im Voraus, da er vom Vater kam – ausgestattet mit den Worten „des Geistes und des Lebens“, welchen Sinn seine Hingabe bis zum bitteren Opfertod hatte. Ihn stärkte jedoch das göttliche Vorwissen – „die Providenz“ nicht, sondern der Wille seines Gottes und Vaters. Die Liebe Gottes zu all seiner Kreatur und seine Heilsabsicht derselben ist im Antlitz des göttlichen Erlösers erkennbar geworden. Denn die Nahrung seines Lebens war, den Willen Gottes zu tun.
Eine solche Entstehung hat auch das Hirtenamt. Bereits vor der Ordination erfahren die Anwärter und die Kandidaten des heiligen Amtes in ihrer Bewährung als Christgläubige die Stärkung des Glaubens und die Kraft der Gemeinschaft mit Gott und mit dem Nächsten. Erst durch das Werk des Heiligen Geistes beim Empfang der Amtsgnade (Wahrheitscharisma) wird das „Altbekannte“ wieder interessant. So wiederkäut der Pastor zur eigenen Erbauung den überlieferten Glauben, welcher uns alle mit der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche eint. Als Amtsträger und Diener des Volkes Gottes sind wir nicht aufgefordert, eigene Glaubensvorstellungen zu vermitteln. Das tat auch unser Haupt und Hohenpriester nicht! Die Weide des Evangeliums und die Auslegung der Schrift nach der Weise der Kirche (was alle, überall und immer geglaubt haben) erbaut erst dann einen geistlichen Lehrer, wenn er die Nahrung für sich verarbeitet. Eine geeignete Weise zu dieser Erbauung ist die göttliche Lektion im liturgischen Tagesdienst. Dort begegnen wir im Geiste Gott unmittelbar, um aus dieser Begegnung zu lernen, wie wir sodann die Mitgläubigen zur göttlichen Weide hinleiten. Stets sollte man vor Augen haben – nicht wir ernähren die Mitgläubigen, sondern Gott, selbst dann, wenn uns in unserer Gotteserfahrung Neues geschenkt werden mag.
Das priesterliche Amt (Presbyterat) zeichnet das Nachsinnen über das Wort Gottes und die Verkündigung desselben als „doppelte Ehre“ aus. Somit haben alle vier Ämter den Lehrauftrag, wie mein Kommentator schrieb: „Im Übrigen finde ich alles in Frage 19 zutreffend, bis auf 2 Dinge:
- Lehrer sind alle vier - bei der Sache mit dem Ochsen, da geht es tatsächlich um zwei Dinge:
1. Förderung der Hingabe- und Opferbereitschaft (wie im Text enthalten) 2. Eine Weide finden für die eigene Seele.“
felix
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