29/10/2011 13:15 Priestertum – anders gesehen...
Beim Studium des Beichtformulars hat der Leser den Eindruck, als sei die Rubrik für 4. Gebet der Bußübung und Weihe falsch, als müsste dieses Gebet nicht der Geistliche sprechen, sondern der Büßende. An dieser Stelle im Weihedienst der Büßenden betet der Priester nämlich: „Mein Gott, ich schäme mich und wage nicht, die Augen zu Dir, mein Gott, zu erheben...“
Warum sollte sich der Geistliche für die Taten des Büßers schämen? Ist nicht jeder Mensch für sich alleine vor Gott für seine Taten verantwortlich? Oder warum, mag sich der Leser fragen, identifiziert sich der Priester mit dem Büßenden und spricht, wie es im Formular weiter heißt, von „UNSEREN Vergehen, die uns über den Kopf gewachsen sind und UNSERER Schuld, die bis zum Himmel reicht“? Weil wir das Priestertum Jesu in Christusähnlichkeit ausüben sollen.
Hat sich nicht der Gottessohn unschuldig für unsere Sünden demütigen lassen? Er tat dies, weil er nicht das Verderben des Volkes akzeptierte, wie dies die Pharisäer taten, die das einfache Volk schon aufgegeben hatten, welche von ihrer Gerechtigkeit überzeugt waren und es nicht für nötig hielten, sich der Schwachen und Kranken anzunehmen.
In der heutigen Zeit, in welcher auch die Kirche voller „Ichlinge“ ist, die alle um ihr persönliches Heil mehr oder weniger bemüht sind, gilt es, das „Wir“ der Kirche wieder hervorzuheben. Die Kirche ist ein lebender Organismus, in welchem jeder seinen Platz und seine Aufgabe hat. Ist nun ein Teil dieses Organismus, dieses Leibes krank, so leidet der ganze Rest.
Dieses besondere und allgemeine Priestertum üben wir eben im Amt der Erstlinge und im Amt der Kirche aus – zum Ruhme Christi und zur Verherrlichung unseres Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
thomas
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