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23/03/2011 14:01

Das Manna des sechsten Tages

Das geistliche Speisopfer vom Mittwoch nach dem 2. So. Quadragesimä lässt uns die Einsammlung und die Zubereitung des Mannas vom sechsten Tag im Verständnis der prophetischen Äußerungen und der heiligen Eucharistie betrachten.

„Wenn sie dann am sechsten Tag das Eingebrachte zubereiten, wird es doppelt so viel sein, wie sie sonst täglich sammelten“. (Ex. 16,5)

Vor allem das Wort „zubereiten“ kann leicht überlesen werden, so dass manche die Einsammlung des sechsten Tages mengenmäßig doppelt verstehen. Das Wort „zubereiten“ ist im hebräischen Urtext das Verb „kun“, welches primär „festmachen“ bedeutet. Zugrunde liegt die Vorstellung, dass man das Manna nicht gekocht, sondern gebacken hatte. Das Verb „kun“ bedeutet aber mehr. Es enthält in sich die Dimension des Aufquellens und Festwerdens. Auf dieser Vorstellung lehrte unser HErr Jesus, dass Er das Brot des Lebens sei, welches vom Himmel kam. Während das Manna in der Wüste die Sterblichen in der Sterblichkeit beließ, ist Er als Himmelsbrot die Nahrung der Unsterblichkeit. Die hebräischen Zuhörer Jesu kannten ja nicht nur das Verb „kun“, sondern auch das davon abgeleitete Wort „kawan“, welches einen genießbaren, plattgedrückten Kuchen bezeichnet (Götterbild). Er ist als Himmelsbrot das Fleisch des ewigen Lebens, der Vollendete – auch in seiner Menschennatur, welcher wir nachgestaltet werden, um dadurch dem Himmlischen und seiner Erscheinung in Vollkommenheit zu begegnen. Zugleich aber beten wir um das „morgige Brot“, wie man das griechische „ arton epiousion“ aus dem Herrengebet versteht (welches im Deutschen als tägliches Brot übersetzt wird), um nach dem ganzen Wesen, nach Leib, Seele und Geist am endlosen Tag zu bestehen. Die Gabe des Mannas in der Wüste bereitete die Hebräer auf die Gotteserscheinung in der Wüste vor; das Manna desjenigen aber, den der himmlische Vater herabsandte, stärkt und erbaut uns für seine Erscheinung und für die Ewigkeit. Der Tagesgedanke lässt uns somit etwas Neues erblicken.

Sowohl die übliche Deutung des Mannas als Stärkung der Prophetie, wie auch die Deutung als eucharistische Stärkung, als Nahrung des ewigen Lebens, lassen uns unseren himmlischen Hohenpriester begreifbar und anfassbar erfahren. Das Gesetz, welches nämlich nicht in die Vollendung geführt hatte, wurde in seinem Sieg überwunden – wie der Tod verschlungen war vom Leben. Das gesetzliche Priestertum wurde kraft unzerstörbaren Lebens überwunden. Der Heilige und der Gesalbte Gottes, unser HErr Jesus Christus überwindet kraft seiner Unschuld und Tadellosigkeit das Vergängliche und lässt uns aus einem Bereich Erbauung und Hilfe zukommen, der über dem Himmel ist. Er ist nämlich auch mit seiner Menschennatur hinaufgestiegen bis zum Gottesthron und bekundete zuvor den Wunsch, dass die seinen dorthin gelangen wo er ist.

Die göttliche Lesung spricht somit nicht nur von einer Zubereitung im Sinne einer Festigung für das Himmelreich, es ist auch an das Gleichnis Jesu des durchsäuerten Himmelreichs angelehnt. Die Sabbatspeise des Mannas bedeutet das festgewordene Angequollene, das mit dem Wachstum der Kirche und des Volkes Gottes gleichgestellt werden mag – nicht zu vergleichen mit dem Sauerteig der Schlechtigkeit und Bosheit. Da das Manna Jesu sein Leib ist, und wir an seiner vollendeten Menschennatur durch das heilige Zeugnis des Geistes (Weissagung und Deutung) und der Eucharistie teilhaben, werden wir ihm vollkommen dadurch nachgestaltet, indem unsere Schwächen durch die Läuterung des göttlichen Feuers zur Stärke gefestigt werden, wie das angequollene Brot beim Backen fest und nahrhaft wird. Der Vorgang der Säuerung des Teiges erinnert uns dabei an den Essig, welcher unserem HErrn anstelle von Wasser dargereicht wurde. Nicht dass wir nun gesäuertes Brot in der Heiligen Eucharistie verwenden möchten – es ist und bleibt das ungesäuerte Brot der Lauterkeit und Wahrheit. Im Verständnis des Leibes Christi ist die geistliche Erbauung tiefgreifender, wenn wir die prophetischen Äußerungen, die daraus folgenden amtlichen Unterweisungen und unsere eucharistische Vorbereitung von der Säure (Bitterkeit) unseres sterblichen Lebens nicht trennen. Im Amtswerk und in der Eucharistie werden wir mit unserm HErrn als Lobopfer zugerüstet, als solche, welche mit seinem Sieg ihre eigene Überwindung von Tod, Sünde und Satan verbinden, folglich zu jener Opfergabe, welche als geistliches Zeugnis weitergereicht wird. Der Trost nämlich, mit dem wir getröstet wurden, ist die Überwindung der Härte des alten Gesetzes, damit wir in der Heiligkeit des Heiligen unserer Vollendung näherkommen.

Lectio Divina:

Morgens – Ex.16, 1-8
Abends – Hebr. 7, 18-28

felix